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Südindien 10. Kapitel - Madurai

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Namaste und Namaskaram, ihr Lieben! 



Habt vielen Dank für eure vielen, lieben und lustigen Kommentare zu meinen beiden "Modepostings" -
erstens dem silbernen und zweitens dem lila-grünen, zu dem mir Madelief extra ihre schönen Tassen aus 
Rotterdam geschickt hat ;o)) ! Heute setze ich aber endlich - wie versprochen - meinen Reisebericht fort!

Erinnert ihr euch noch? Am Ende meines letzten Indien-Kapitels verließen wir  den Bundesstaat Kerala und
 gingen – beobachtet von mehreren Affenbanden - wegen eines Streiks zu Fuß über die Grenze nach Tamil 
Nadu. Dort erwartete uns bereits unser Autobus samt Busfahrer und Boy. Der blumengeschmückte Bus, den 
ihr u.a. hier unten seht, ist allerdings nicht unserer – er gehörte zu einer von vielen indischen Pilgergruppen 
(und ich fürchte, sie wurden durch den Streik eine Weile aufgehalten). Das andere Gefährt war einer von 
mehreren Planwagen, die offenbar zu einer Gruppe von Händlern gehörte - ehrlich gesagt war mir unser 
klimatisierter Bus da schon lieber ;o)). Neben den Wagen warteten zahlreiche schöne heilige Rinder am 
Straßenrand – besonders angetan hatte es mir die langwimprige Kuh links unten.
 





Eine Zeitlang ging’s durch reichlich nebeliges Waldgebiet bergab, doch schon bald hatten wir 
den nächsten Aufenthalt bei einem Verkehrs-Posten. Der Aufenthalt beim „Check Post“ dauerte 
eine ganze Weile, und so bekamen wir Gelegenheit, uns abermals ein wenig die Füße zu vertreten 
und zu fotografieren. 

Die jungen Männer in typischer Pilgerkleidung, die ihr auf der nächsten Collage seht, schauten 
zuerst mit etwas strengen Gesichtern zu uns herüber, und so dachten wir schon, sie wollten sich 
nicht von uns ablichten lassen und wären verärgert – aber offenbar hatten sie nur darüber diskutiert, 
ob sie sich trauen sollten, zu uns zu kommen, denn kurze Zeit später traten sie forsch auf uns zu - 
und stellten sich in Foto-Pose :o) Ihre ernsten Mienen erinnern mich an alte Schwarzweiß-
Aufnahmen – in meinen Alben befindet sich auch manch ein geerbtes Bild, auf dem einst ein 
Ahne dem Fotografen sehr ernst und hoheitsvoll entgegenblickte. 

Viele von euch haben mir schon geschrieben, wie schön und interessant ihr es findet, dass sich die 
Menschen in Indien größtenteils gernfotografien lassen. Ich glaube, der Grund dafür liegt in einer 
Mischung aus Freundlichkeit und Stolz – wobei ich „Stolz“ freilich nicht im Sinne von „Einbildung“ 
meine, sondern im Sinn von „Selbstachtung“: Die Menschen freuen sich darüber, dass wir uns für ihr 
Land und ihre Kultur interessieren und sind stolz darauf, wenn sie uns ihre Kinder oder sich selbst 
präsentieren können – stolz, dass sie Arbeit leisten, stolz, dass sie Pilger sind, stolz dass sie einen 
schönen Sari tragen, stolze Eltern ... – und das zeigen sie auch gern. Es ist allerdings wichtig, dass 
man als Fotograf bzw. als fotografierender Tourist zeigt, dass man diese Menschen „wahrnimmt“, 
dass man ihre Würde anerkennt.   


 
Wie man sieht, war die Lust, sich knipsen zu lassen ein bisserl ansteckend, denn auch die Rostroses und ihre Freunde warfen sich 
vor dem attraktiv-vergitterten Shabby-LKW in Pose.



Dann ging es abermals vorwärts durch weites Land, kleine Dörfer und lebhafte Städte, und hier fing 
ich mit meiner Kamera durch das Busfenster wieder alles ein,das mir einfangenswert erschien. Wie 
gefällt euch zum Beispiel der alte Mann, der auf einem Berg von Kokosnussschalen eingeschlafen 
ist? Die rostigen Fahrräder? Oder die Menschen auf den Feldern? Eines der Bilder von einem 
gefluteten Reisfeld hat mir unsere Reisegefährtin H. Kostron zur Verfügung gestellt – vielen Dank 
dafür! Hier könnt ihr u.a. erfahren, dass Reis ursprünglich gar keine Wasserpflanze ist, sondern sich 
im Lauf der Zeit durch Zuchtund natürliche Selektion an die Überflutung der Felder angepassthat
 und erfahrt auch den Hauptgrund für den Wassereinsatz beim Reisanbau. Wenn man in indische 
Autobusse blickt, fällt auf, dass es eine Trennung von Männern und Frauen gibt: Zum Schutz der 
Frauen sitzen sie in der vorderen Reihen und Männer in den hinteren. Ob dies erst seit kurzem – 
durch die Ereignisse, auf die mich einige von euch schon angesprochen haben – so geregelt wurde, 
weiß ich leider nicht. Die Rede ist hier natürlich von den Vergewaltigungsfällen, die Indien seit 
geraumer Zeit immer wieder in die negativen Schlagzeilen bringen. Im Lauf meines Reiseberichtes
 habe ich einige Kommentare, die sich um dieses Thema drehten, ausführlich beantwortet; ich werde 
am Ende meines Reiseberichtes noch einmal "für alle" auf dieses Thema und ein paar andere noch 
unbeantwortete Fragen eingehen.
 




Schließlich kamen wir in Madurai an, dem Ziel dieses Tages, und hier gab es gleich mehrere Sehens-
würdigkeiten zu besichtigen – als erstes den sehr schönen und sehenswerten  Palast Nayak Mahal

 Und die Freude war groß, als wir erfuhren, dass man hier auch IM Palast fotografieren durfte – eine 
Gunst, die wir weidlich auskosteten, da wir in manch anderem Palast oder Tempel ja leider ein 
gewisses Defizit aufgebaut hatten - und es hier außerdem unglaublich viele schöne Details zu sehen 
gab. Auch ein stolzer Papa stellte sich freundlicherweise samt kleinem Söhnchen und seiner 
hübschen Frau für uns in Pose.
 


  
Dann ging es weiter zum berühmten Minakshi-Tempel . Am Parkplatz in der Nähe des Tempels  fielen uns 
diese reizenden Jungrinder auf, die sich am Blumenschmuck der Pilgerbusse gütlich taten. Die Frauen links 
daneben bieten Nüsse feil - sie finden ihr Auslangen, haben eine Arbeit, von der sie leben können - was bei 
einigen der alten Frauen auf dem rechten unteren Foto wohl nicht der Fall ist.


 


Beim Tempel selbst galt leider wieder die Regel „no photos“. Einige von euch haben mir bei anderen solchen 
Gelegenheiten geschrieben, sie hätten wohl versucht, eine Kamera in den betreffenden Tempel oder Palast 
einzuschleusen. Spätestens hier wäre das jedoch kaum möglich gewesen, denn es gab beim Eingang zum 
Tempel eine Durchleuchtungsprozedur, die der auf einem gut bewachten Flughafen um nichts nachstand. 
Einer der Gründe für die Sicherheitsvorkehrungen bei Tempeln liegt bei befürchteten Anschlägen von 
"religiösen Gegnern", und wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtet, bin ich doch recht froh, wenn die 
Überwachung möglichst genau vorgenommen wird. (Wir hatten nämlich auch Gebäude besucht, bei denen es 
zwar „Sicherheitstunnels“ gab, die bei fast jedem Besucher Alarm schlugen, doch niemand kümmerte sich 
darum. Auch das ist unserer Erfahrung nach „typisch indisch“: Die Vorschrift verlangt, dass solch ein Gerät 
aufgestellt wird, aber offenbar steht nirgendwo geschrieben, dass auch auf allfällige Warnsignale des Gerätes 
zu achten ist, also werden sie ignoriert, bis es jemanden einfällt, die Vorschrift umzuformulieren. Beim Minakshi-
Tempel nimmt man es aber wie gesagt genauer - und Kameras waren genauso verboten wie Sprengsätze, Schuhe 
und Kaugummis. Doch Mano hatte für uns einen Laden mit einer Dachterrasse aufgetan, von der aus wir 
wenigstens die spektakulären bunten Tempeltürme ungehindert fotografieren konnten. 





Danach sahen wir uns den Tempel von innen an, doch die dort herrschende Basaratmosphäre  (ein Opfergaben- 
und Souvenirladen neben dem anderen) sagte mir persönlich nicht so sehr zu. Am schönsten fand ich es, 
dass es in dem Tempel die Möglichkeit gab, sich für ein paar Rupien von einem prächtigen Elefanten segnen 
zu lassen, das soll Glück bringen und schadet auch nix, wenn man bereits glücklich ist ;o)  Diese Chance habe 
ich ergriffen, aber natürlich konnte sie niemand fotografisch festhalten. (Es gab aber noch einen weiteren 
Tempel MIT Fotografiererlaubnis, wo Herr und Frau Rostrose die Gelegenheit beim Schopf packten,  da erzähle 
ich euch dann mehr über dieses Ritual.

Nach der Tempelbesichtigung kehrten wir wieder in den Laden mit der Dachterrasse zurück, denn hier gab es 
auch einige schöne Mitbringsel zu kaufen – vom wertvollen Teppich oder Schmuckstück über Steinmetz-
arbeiten bis hin zu Touristennippes. Wir erstanden dort eine hübsche Einlegearbeit aus Holz für unsere 
katzenhütende Liebligsnachbarin – und Moni handelte mit dem jungen Mann auf dem Foto "auf Teufel komm 
raus" um eine Holzschnitzarbeit, die den elefantenköpfigen Glücksgott Ganesh darstellt. Am seligen Lächeln 
sowohl von Moni als auch vom Verkäufer könnt ihr erkennen, dass beide einen guten Handel abgeschlossen 
haben. Leider besitzen Herr Rostrose und ich nicht das gleiche Verhandlungsgeschick wie unsere Freundin, 
aber wir werden daran arbeiten.





Für den Abend war eigentlich geplant, dass wir einer Prozession rund um den Tempel beiwohnten, 
und bis es so weit war, liefen wir um die große Tempelanlage herum und versuchten, wenigstens jetzt 
noch ein paar Einblicke mit der Kamera einzufangen. Sehr lustig fand ich bei dieser Gelegenheit auch 
den Mann, der mich aufforderte, meine Hand auf das Hinterteil der heiligen Kuh zu legen, weil mir 
das Glück bringen würde. Da ließ ich mich natürlich nicht zweimal bitten, auch wenn ich bereits 
 vom Glückselefanten gesegnet war ;o)) 

Leider fing es kurz nach dem Tempelrundgang zu regnen an – wir stellten uns bei dem Souvenirladen 
unter und warteten den recht heftigen Guss ab, doch nach einer Weile erfuhren wir, dass die Prozession 
wegen des Regens abgesagt worden war. Nun, ich war ohnehin schon ziemlich hungrig und freute mich 
auf das Abendessen – so gesehen hatte das Kuh- und Elefantenglück vielleicht schon gewirkt, denn
nun fuhren wir früher als ursprünglich geplant ins Hotel ;o))

Fortsetzung folgt!

Hier könnt ihr durch den Reisebericht navigieren:
zurück: Klick zum 9. Kapitel 
vor:Klick zum 11. Kapitel wird nachgereicht :o)
Zur Kapitelübersicht 

Sollte einer der Links mal nicht funktionieren, gebt mir bitte Bescheid, damit ich das rasch 
korrigieren kann! Danke!!! :o)


Fotos: Herr und Frau Rostrose
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Alles Liebe und reisefreudige Grüße, Eure Traude

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