Licht und Schatten
Man muß durch die Nacht wandern,
wenn man die Morgenröte sehen will.
Khalil Gibran
Man muß durch die Nacht wandern,
wenn man die Morgenröte sehen will.
Khalil Gibran
Servus ihr Lieben,
vielen herzlichen Dank für alle eure wunderbaren Kommentare zu meinem vorangegangenen Post (Wieder-)Begegnungen im Mai! 💙💚💚💙
In diesem Beitrag versprach ich euch u.a., über einen schönen Abend mit meinem Cousin und seiner Frau in einem separaten Post mehr zu erzählen. Heute ist es an der Zeit, mein Versprechen einzulösen. Ein paar weitere Ankündigungen werde ich im heutigen Beitrag zusätzlich erfüllen. Und einige letzte Gartenfotos vom Mai wird es auch noch zu sehen geben - unter anderem zwei Bilder von einem Bläuling. (Diese hübschen Schmetterlinge habe ich erst vor zwei Jahren kennengelernt und sie dann auch gleich fotografiert und euch hier und hier gezeigt. Davor hatte ich sie in unserem Garten nie gesehen - oder nur nicht wahrgenommen? Manche Bläulinge sind schießlich etwas unscheinbarer gefärbt...) Hier seht ihr das erste der zwei aktuellen Bläulings-Fotos:

Aber immer schön eins nach dem anderen 😉😊 - beginnen wir mit der Einladung in die Wiener Dachwohnung meines Cousins Martin und seiner Frau Parisay. Diese fällt eindeutig unter "Licht"!
"Persischer Abend":
Im vorangegangenen Post zeigte ich euch die Kirche, in der die beiden geheiratet haben, jetzt bekommt ihr den Rest zu sehen. Zunächst die "schrank-geshoppte" Kombination, die ich an diesem Abend trug - meinen immer wieder gern genommenen weinroten Maxirock aus Biobaumwolle und die geblümte Bluse, die ich im Vorjahr im Second-Hand-Laden erstanden habe, dazu eine rote Kette und Stiefletten, und die Haare trug ich diesmal "halb-offen".

Als wir kamen, war der Esstisch im Le-Cobusier-Stil schon verlockend mit Salat und Früchten gedeckt. Parisay hatte noch einiges in der Küche zu erledigen, Martin unterhielt einstweilen die Gäste, also Edi und mich 😊, mit interessanten Gesprächsthemen.


Bei einer Reise in den Iran zu Parisays Verwandtschaft lernte Martin eine persische Spezialität ganz besonders schätzen - Ghormeh Sabzi, was übersetzt soviel wie Kräuter-Eintopf bedeutet. Und mit diesem traditionellen Mahl verwöhnte uns Parisay auch am Abend unseres Besuchs. Ghormeh Sabzi besteht aus drei Hauptkräutern - Petersilie, Bockshornklee und Ackerlauch - und kann noch durch andere Kräuter (wie Dill, Koriander und Schnittlauch) ergänzt werden.

Weitere Zutaten sind rote Bohnen und wahlweise Lamm, Rind- oder Hühnerfleisch sowie getrocknete Limetten. Parisay verwendete Lammfleisch; dazu gab es Safranreis. Ich habe schon ein paarmal persisch gegessen, aber ausgerechnet diese Speise, die quasi als "Nationalgericht" gilt, kannte ich bis dahin noch nicht. Falls ihr das gesunde und leckere Gericht gerne nachkochen wollt: Im Internet gibt es zahlreiche Rezepte, die sich alle ein bisschen unterscheiden - ein relativ unkompliziertes, das mit Zutaten auskommt, die man auch hierzulande recht einfach bekommt, ist dieses; hier habe ich noch eine weitere Variante für euch - KLICK. Zu trinken gab es Shiraz, einen persischen Wein, den ich sehr mag, als Nachtisch Baklava (nicht persisch, aber auch gut 😉😋) und dazu Früchtetee.
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Die beiden sind so ein liebes Paar! 😊 |
Die folgenden Fotos haben wir für meinen Bruder gemacht und ihm per WhatsApp baldige Besserung gewünscht. Er hatte gerade erst eine Augen-Operation hinter sich gebracht und musste, um den Heilungsprozess zu unterstützen, mehrere Nächte hindurch auf einem Massagebett mit dem Gesicht nach unten schlafen. (Das hat er übrigens tapfer durchgezogen und jetzt geht es ihm zum Glück wieder gut! 👍)

Es war ein sehr schöner und gemütlicher Abend mit Parisay und Martin, und wir haben das köstliche Essen sehr genossen. Bald wird es ein Wiedersehen geben, dann aber bei uns.
Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich euch noch zeigen, welch wunderbarer Ausblick sich vom Fenster der Dachwohnung für uns geboten hat. Den traumhaften Abendhimmel verlinke ich bei Heidis Himmelsblick. Die drei Kirchtürme gehören zur Mariahilfer Kirche, die auch als Barnabitenkirche oder Haydn-Kirche bekannt ist. Ich verlinke sie bei Novas Glockenturm-Projekt.

Die römisch-katholische Pfarrkirche im 6. Wiener Gemeindebezirk war ursprünglich eine aus Holz erbaute Friedhofskirche. Seit dem Jahr 1660 beherbergt die Kirche eine Kopie des Gnadenbildes Mariahilf. (Das Original stammt von Lukas Cranach d.Ä. und befindet sich im Innsbrucker Dom.) Da dieses Bild viele Wallfahrer anzog, errichteten die Barnabiten in den Jahren 1668/1669 statt des Holzbaus eine steinerne Kapelle, diese wurde jedoch bei der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 zerstört. Das Gnadenbild konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Von 1686 bis 1689 wurde die Kirche neu errichtet; ab 1711 erfolgte der Umbau in ihre heutige Gestalt. Auf dem Kirchenplatz befindet sich ein Denkmal für den Komponisten Joseph Haydn. In der Krypta befindet sich seit den späten 80er Jahren die "Gruft", ein Tageszentrum für Obdachlose.
Das Abendhimmelbild hat mir Lust auf digitale Bearbeitung gemacht - hier unten seht ihr einige Ergebnisse meiner Spielereien:

Meine Mutter:
Ich habe in meinem vorigen Post erwähnt, dass ich mich im April bei einigen österreichischen Politikern schriftlich dafür eingesetzt hatte, die Kontaktsperren in Pflegeheimen zu lockern. Dieses Schreiben, das nicht nur an den Kanzler, sondern auch an den Vizekanzler, den Gesundheitsminister und den Wiener Stadtrat für Soziales ging, will ich hier in etwas gekürzter Form wiedergeben. Die erste Collage, die ihr in dieser Brief-Wiedergabe seht, hatte ich auch im Original eingefügt. Die beiden anderen hier eingefügten Collagen stammen von meinem Mutter-Besuch am 9. Juni:
Ich habe in meinem vorigen Post erwähnt, dass ich mich im April bei einigen österreichischen Politikern schriftlich dafür eingesetzt hatte, die Kontaktsperren in Pflegeheimen zu lockern. Dieses Schreiben, das nicht nur an den Kanzler, sondern auch an den Vizekanzler, den Gesundheitsminister und den Wiener Stadtrat für Soziales ging, will ich hier in etwas gekürzter Form wiedergeben. Die erste Collage, die ihr in dieser Brief-Wiedergabe seht, hatte ich auch im Original eingefügt. Die beiden anderen hier eingefügten Collagen stammen von meinem Mutter-Besuch am 9. Juni:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,
sehr geehrte Damen und Herren!
sehr geehrte Damen und Herren!
darf ich vorstellen: Auf den Fotos der folgenden Collage sehen Sie meine Mutter Hildegard XXX, geboren 1926, im Kreis ihrer Familie. Sie ist seit dem Jahr 2013 ein Pflegefall, dauerhaft bettlägerig, geistig etwas reduziert, aber durchaus ansprechbar. Sie kann nur noch ihre Hände (eingeschränkt) bewegen und es fällt ihr schwer, zu sprechen.
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Das große Portrait habe ich im Dez. 2014 bei einem weihnachtlichen Wienerliedernachmittag im Heim aufgenommen. Das Gruppenfoto entstand im Juni 2016 zur Feier des 90ers meiner Mutter. Das aktuellste Bild sehen Sie links, meine Mutter im weißen Bettzeug liegend – es stammt vom Jänner 2020. |
Sie ist in diesen Jahren dem Tod mehrmals "von der Schaufel gesprungen“, wie es so schön heißt, und wir haben versucht, die Zeit, die uns mit ihr noch bleibt, möglichst zu nützen. Mein Bruder, ein pensionierter Gymnasiallehrer, der ganz in der Nähe des Heims lebt, besuchte sie bisher an vier bis fünf Tagen pro Woche, ich selbst lebe in Niederösterreich und war zumeist zweimal pro Woche zu Besuch. Insgesamt wurde sie also fünf bis sieben Mal pro Woche von meinem Bruder, von mir und von anderen Familienmitgliedern besucht. Eine Ärztin im Heim erklärte meinem Bruder einmal, dass der starke Lebenswille unserer Mutter vor allem daher rührt, dass wir uns so um sie kümmern. Wir haben in den letzten Jahren vor allem ihre Hand gehalten, ihr das Essen verabreicht und ihr etwas erzählt, weil sie selbst kaum noch gesprochen hat – und wir haben versucht, ihr so lange es noch geht das Gefühl zu geben, dass sie von ihrer Familie liebgehabt wird.
Am 9. März 2020 haben mein Mann und ich meine Mutter das letzte Mal im Pflegeheim besucht. Den nächsten Besuch hatten wir für 15. März vorgesehen, doch zu diesem Zeitpunkt waren die Heime bereits von der Öffentlichkeit abgeriegelt. Zu Beginn wussten wir überhaupt nicht, was wir tun sollen, denn unsere Mutter ist nicht mehr in der Lage, selbst zu telefonieren, kann kein Handy mehr halten, keine Nummer mehr wählen… Wir riefen daher nur beim Pflegepersonal an, um zu fragen, wie es ihr geht, und um ihr liebe Grüße bestellen zu lassen, aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass das kaum ein Ersatz sein kann.
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Fotos v. 9. Juni - hier seht ihr auch eine meiner neuen Masken, die Claudia für mich gemacht hat. Demnächst mehr davon! |
Vor drei Wochen haben wir damit begonnen, die Schwestern zu bitten, ihr das Telefon ans Ohr zu halten, damit wir wenigstens ein bisschen mit ihr sprechen können. Sie hat sogar ein paar Worte geantwortet. Um den Schwestern und Pflegern nicht zur Last zu fallen, wechseln sich mein Bruder und ich ab und rufen nur einmal pro Woche an. Heute bekam ich diese WhatsApp meines Bruders:
Warum ich Ihnen all das schreibe? Weil ich aufzeigen möchte, dass der Schutz alter Menschen nicht ausschließlich darin besteht, sie vor einer Viruserkrankung zu bewahren. Ich denke, für die meisten alten Menschen ist das Gefühl, einsam und verlassen sterben zu müssen, weitaus schlimmer. Und es ist auch für uns schlimm zu wissen, dass unsere Mutter traurig ist. Natürlich klingt es nett, wenn die Großmutter im Werbefilm erklärt, dass sie ja mit ihren Enkelkindern telefonieren kann und dass man sich nach der Krise gesund und munter wiedersehen wird. Aber bei einer Krise, die womöglich mehrere Jahre dauert und einer sehr alten und schwer behinderten Mutter ist ein „Danach“ nicht als gegeben anzunehmen.
Demnächst ist Muttertag, und im Juni „feiert“ unsere Mutter ihren 94. Geburtstag. Soll sie an diesen Tagen wirklich einsam bleiben? Wir würden uns sehr wünschen, dass Sie eine Möglichkeit finden, unserer Mutter in der Zeit, die ihr noch bleibt, Familienbesuche zu ermöglichen. Wir wären natürlich zur Einhaltung sämtlicher erforderlicher Schutzmaßnahmen bereit.
In den Niederlanden gibt es z.B. diese schöne Idee: „Festival-Container werden einfach umfunktioniert!“ Eine Firma aus den Niederlanden stattet ihre Container, die eigentlich für Festivals gedacht sind, mit Plexiglas und Walkie-Talkies aus und stellt diese vor Altenheimen auf. Darin können sich Altenheimbewohner und ein Familienmitglied gefahrlos zum Kaffeekränzchen treffen.
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Mutterbesuchs-Outfit vom 9. Juni |
Tja, der Rest ist Geschichte. Wie ihr wisst, wurde das Besuchsverbot aufgehoben und ich kann "Hildekind" (wie ich sie seit meinen Teenagerjahren meistens nenne 😉) nun nach telefonischer Voranmeldung und unter Einhaltung zahlreicher Schutzmaßnahmen besuchen. Weiterhin wechsele mich mich im Wochenrhythmus mit meinem Bruder ab.
Ich bilde mir nicht ein, dass mein Brief allein für die Lockerungen verantwortlich war - bestimmt haben viele andere sich ebenfalls gewünscht, ihre Angehörigen wieder besuchen zu dürfen, und manche werden sich wohl ebenfalls an Politiker gewandt haben. Ich bin überzeugt, es ist wichtig, für solche Wünsche und Anliegen wirklich aufzustehen. Mein Weg war es in diesem Fall nicht, mich an einer Demo zu beteiligen, bei der ich nicht beeinflussen kann, mit welcher "Klientel" ich mich zusammentue. Ich wollte stattdessen eine persönliche Geschichte erzählen, und vielleicht hat sie ja im einen oder anderen Kopf oder Herz etwas bewirkt...
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Noch ein paar digitale Spielereien mit den Fotos der Barnabitenkirche... |
Die Umstände sind immer noch nicht "perfekt", aber ich will hier auf jeden Fall feststellen, dass die Schwestern und Pfleger sich in all der Zeit große Mühe gegeben haben - sowohl, als ich nur angerufen habe, um mich nach dem Zustand meiner Mutter zu erkundigen als auch, als ich darum bat, ihr das Handy ans Ohr zu halten. Und auch jetzt sind sie sehr freundlich, bieten mir Kaffee an usw. Dass sie die Vorschriften unterschiedlich auslegen, ist wohl in der Natur der jeweiligen Menschen begründet - die einen sind da legerer oder eher bereit, selber nachzudenken, was Sinn macht und was nicht, die anderen halten sich streng an die Regeln (auch wenn die nicht wirklich praxisnahe sind), weil sie keine Scherereien wollen... Ja mei, so ist das eben.
Ich glaube und hoffe, dass wir uns auch hier auf dem richtigen Weg befinden. Als ich am 9. Juni um 15 Uhr zu Besuch kam, war "Hildekind" zunächst in eher grantiger Verfassung, weil man sie mal wieder aus dem Schlaf gerissen hatte. "Ich weiß nicht, was das soll", sagte sie dazu mit ihrer schwachen Stimme. Ich erklärte ihr, weshalb ich sie derzeit nicht in ihrem Zimmer besuchen darf, präsentierte ihr meine neue hübsche Katzenmaske und teilte meinen Capuccino samt Milchschaum mit ihr; dadurch taute sie allmählich auf und hielt diesmal sogar eine ganz halbe Stunde durch, in der ich ihr einiges erzählte und sie ihren Kaffee langsam schlürfte. Dann meinte sie "Ich vermiss' mein Bett", und so fuhr ich sie zu einer Schwester, die sie wieder in ihr Zimmer zurückbrachte... Astrid hat mit ihrer Analyse wohl ziemlich recht:
Ich glaube und hoffe, dass wir uns auch hier auf dem richtigen Weg befinden. Als ich am 9. Juni um 15 Uhr zu Besuch kam, war "Hildekind" zunächst in eher grantiger Verfassung, weil man sie mal wieder aus dem Schlaf gerissen hatte. "Ich weiß nicht, was das soll", sagte sie dazu mit ihrer schwachen Stimme. Ich erklärte ihr, weshalb ich sie derzeit nicht in ihrem Zimmer besuchen darf, präsentierte ihr meine neue hübsche Katzenmaske und teilte meinen Capuccino samt Milchschaum mit ihr; dadurch taute sie allmählich auf und hielt diesmal sogar eine ganz halbe Stunde durch, in der ich ihr einiges erzählte und sie ihren Kaffee langsam schlürfte. Dann meinte sie "Ich vermiss' mein Bett", und so fuhr ich sie zu einer Schwester, die sie wieder in ihr Zimmer zurückbrachte... Astrid hat mit ihrer Analyse wohl ziemlich recht:
"Es ist, als ob mit der Vergreisung auch ein Blick ins Innere einhergeht, ein immer kleiner werdendes Interesse am Mitmenschen, und wir mit allem Möglichen - gut gemeint, sicher - diesen Rückzug in sich selbst verhindern wollen.
Es kam mir immer vor wie bei den Tulpenzwiebeln, wenn die schöne Blume verblüht ist und ihre Kräfte einzieht."
Es kam mir immer vor wie bei den Tulpenzwiebeln, wenn die schöne Blume verblüht ist und ihre Kräfte einzieht."

Die Geschichte des Schwiegervaters:
Ich schrieb in meinem vorigen Post außerdem: "Ich denke, ich muss euch demächst auch noch die Geschichte des Schwiegervaters meiner Freundin Brigitte erzählen. Er ist dieser Tage gestorben - nicht an Covid-19, sondern als indirektes Opfer der "Schutzmaßnahmen"..." Daraufhin erhielt ich folgenden Kommentar von Cornelia: "Alles Gute für Dich und Deine Mutter und bitte erzähl noch die Geschichte von dem Schwiegervater der Freundin. Vielen Menschen sind diese Probleme gar nicht bewusst."
Ich werde also versuchen, das alles so auf die Reihe zu bekommen, wie es mir meine Freundin Brigitte erzählt hat bzw. teilweise ihre WhatsApps zu Hilfe nehmen: Der verwitwete Schwiegervater Brigittes lebte in einem Wiener Pensionstenheim. Er hatte mehrere gesundheitliche Probleme und saß im Rollstuhl, war jedoch zu Beginn der Coronakrise keineswegs sterbenskrank. Seine Familie besuchte ihn häufig, man ging mit ihm spazieren und kümmerte sich gut um ihn. Er hatte ein offenes Bein, weshalb ihn sein Sohn Peter wöchentlich zum Behandeln und neu Verbinden des Beins in eine Spitals-Ambulanz brachte.
Dann kam das Virus mit all seinen Einschränkungen. Besuchsverbot, die Ambulanzen geschlossen, Praxis des Hausarztes geschlossen, im Heim wurde das Bein zwar versorgt, aber offenbar nicht so professionell wie zuvor in der Ambulanz. Sein Allgemeinzustand verschlechterte sich rasch, der alte Mann musste ins Krankenhaus (AKH).
Brigitte schrieb mir am 21.4., dass sich ihr Schwiegervater jetzt im AKH befindet, aber dort zunächst einen Coronatest machen und dann einen Tag und eine Nacht in der Ambulanz verbringen musste. Denn erst, wenn der Coronatest in Ordnung ist, bekommt man ein Zimmer im Krankenhaus! "Ein Wahnsinn! Und wir dürfen nicht rein ins AKH. Nierenwerte sehr schlecht und am Bein Rotlauf. Aber wenigstens bekommt er jetzt Infusionen. Peter hängt ständig am Telefon mit der Station. Wann hört das alles wieder auf?" --- Am 29.4. schrieb sie: "Peter durfte vorige Woche Donnerstag ausnahmsweise ins AKH eine halbe Stunde zu seinem Papa."Dann wurde der alte Mann auf die Kardiologie verlegt. "Herzklappen OP wird unumgänglich sein. Peter ruft jeden Tag an und probiert ob er wieder eine Besuchsgenehmigung bekommt. Auf der Kardiologie scheint es noch strenger zu sein, aber kommt anscheinend drauf an, an welchen Arzt man gerät. "

Bei unserem Treffen am 9.5. erzählten Brigitte und Peter, dass "Opa" nach all diesen Erlebnissen und drei Wochen Einsamkeit und dem Gefühl des Ausgeliefertseins im Krankenhaus keinen weiteren Spitalsaufenthalt und keine Herzklappen-OP mehr wollte, sondern nur noch "nach Hause". Peter konnte erreichen, dass sein Vater vorläufig in seinem Appartment im Pensionistenheim von Pflegeschwestern versorgt wurde; kurz darauf wurde ein Pflegeplatz im selben Haus frei. Brigitte schrieb mir am 13.5.: "Opa bekommt morgen ein Bett auf der Pflegestation. Wir werden die Wohnung räumen müssen, es wird dauerhaft sein. Opas Zustand wird sich nicht mehr verbessern. Leider!" Besuche durften seither stattfinden, aber ebenso wie bei meiner Mutter - immer nur eine Person nach Anmeldung und zeitlich begrenzt. Am 23.5. bekam ich von Brigitte folgende Nachricht: "Am Freitag hat Opa Geburtstag. Wir haben im Gasthaus gegenüber Pensionistenwohnhaus zu Mittag reserviert. Er wünscht sich dort ein Gulasch. 1 Stunde mit Rollstuhl werden wir hoffentlich schaffen. Das hält ihn derzeit noch aufrecht. Mit uns Geburtstag feiern. Mal sehen, es geht ihm ja nicht wirklich gut."
Am 28.5. hatte "Opa" einen Kreislaufzusammenbruch."Von der Ärztin wurden heute nach Gespräch einige Medikamente abgesetzt. Peter hatte ein Gespräch mit der Palliativschwester. Opa hat heute auch nochmals unterschrieben, dass er nichts mehr machen lässt, nur mehr schmerzstillende Medikamente. Er ißt seit Tagen nichts mehr und mit seinem Geburtstag feiern morgen wird es wohl nicht mehr richtig. Morgen Vormittag dürfen wir zu viert zu ihm, ausnahmsweise. Außer wir werden schon vorher angerufen."
Am 28.5. hatte "Opa" einen Kreislaufzusammenbruch."Von der Ärztin wurden heute nach Gespräch einige Medikamente abgesetzt. Peter hatte ein Gespräch mit der Palliativschwester. Opa hat heute auch nochmals unterschrieben, dass er nichts mehr machen lässt, nur mehr schmerzstillende Medikamente. Er ißt seit Tagen nichts mehr und mit seinem Geburtstag feiern morgen wird es wohl nicht mehr richtig. Morgen Vormittag dürfen wir zu viert zu ihm, ausnahmsweise. Außer wir werden schon vorher angerufen."
Brigittes Nachricht vom 1.6.: "Seit 2 Tagen bekommt er Morphiumspritzen, die betäuben. Er ist nur mehr ein lebendes Skelett. Die Medikamente wurden abgesetzt. Er bekommt Flüssigkeitszufuhr über Tropf! Wir und Kinder sind abwechselnd Vormittag und Nachmittag bei ihm. Wenn er zwischen den Spritzen wach ist bekommt er alles mit und hat starke Schmerzen. An seinem Geburtstag durften wir ja ausnahmsweise zu viert zum verabschieden zu ihm. Aber der Abschied ist ein langer... Jetzt dürfen wir wieder nur zu zweit zu ihm. Die vorgeschriebene Maske nehmen wir nicht, wenn wir bei ihm am Bett sitzen und ihm die Hand halten und bekommen deswegen immer Verwarnungen. Ist das nicht unglaublich ..."Wir haben danach ein langes Telefongespräch miteinander geführt, über die Maskenpflicht neben einem Sterbenden, über seine Schmerzen und dass es selbst in solchen eindeutigen Fällen nicht gestattet ist, mehr Morphium zu verabreichen, weil dies unter "Sterbehilfe" fällt. Das alles zehrte sehr an der Psyche von Brigitte, Peter und ihren Kindern. Ich hoffte mit ihnen, das ihr "Opa" nicht mehr lange leiden muss.
Brigittes Nachricht vom 2.6. lautete schließlich: "Opa ist heute Früh um 2.30 für immer eingeschlafen und von seinen Leiden erlöst. Die Rose vom Garten, die er zum Geburtstag von uns bekommen hat, hat ihre Blütenblätter verloren ..."

So war also die Entwicklung innerhalb der acht Wochen "Corona-Quarantäne"... Hier könnte ich auch noch eine Weile weiterschreiben, wie schlimm ich es finde, dass man in unserem Land zwar Tieren das Sterben erleichtern darf, aber Menschen nicht. Doch mein Beitrag ist ohnedies schon lange, deshalb lasse ich das alles jetzt mal einfach so stehen.
Ohne Schatten gibt es kein Licht;
man muss auch die Nacht kennen lernen.
Albert Camus
man muss auch die Nacht kennen lernen.
Albert Camus
Ich hoffe, ihr habt durch das traurige Abschluss-Thema nicht auf die erfreuliche Einleitung mit dem wunderschönen persischen Abend bei Martin und Parisay vergessen - und auch nicht auf die erfreuliche Tatsache, dass ich meine Mutter wieder besuchen darf... So ist das Leben - Hochs und Tiefs, Licht und Schatten, Freude und Leid... Doch es ist wichtig, sich selbst in traurigen Zeiten damit zu trösten, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. Und irgendwo auf der Welt fliegt immer ein blauer Schmetterling...
Bis zum nächsten Mal,
alles Liebe, eure Traude
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